Engagieren sich in Hattersheim (von links): Melanie Schenk, Aspe Rosenberg, Stadtrat Karl-Heinz Spengler und Anika Schulte. Foto: Knapp
Hattersheim – „Wir kriegen hier Kontakt und können unterstützen.“ So bringt Aspe Rosenberg von der Stadt Hattersheim die Arbeit des Familienbüros im Stadtteil Okriftel auf einen Nenner.
Das Büro in der Martin-Luther-Straße 1 ist Teil der „Familienoffensive“, die Bildung fördern und Familien stärken will. Eine Zielgruppe sind Mütter, die der deutschen Sprache wenig oder gar nicht mächtig sind. Frau A., die an diesem Morgen mit ihrer kleinen Tochter gekommen ist, gehört dazu. Basteln steht auf dem Programm, ein großer Papierstern fürs Fenster entsteht und ganz nebenbei werden Wörter wie Schere, Klebstoff, falten oder schneiden gelernt. „Wir können im Moment wegen der Pandemie-Beschränkungen nur solche Einzelangebote im Halbstunden-Takt machen“, erläutert die Organisatorin der Familienoffensive, Anika Schulte. Überhaupt hat Corona die Familienoffensive etwas ausgebremst, doch den Macherinnen ist wichtig, dass das Familienbüro weiter als Anlaufstelle für die Menschen im Stadtteil offen ist.
Damit die Mütter auch am Sprachunterricht unter dem Motto „Mama lernt Deutsch“ teilnehmen können, hat die Stadt den Verein „Pädagogische Perspektiven“ mit ins Boot geholt. Er sorgt während des Unterrichts für eine qualifizierte Kinderbetreuung. Da
die Mütter nicht erwerbstätig seien, könnten sie auch keinen Krippenplatz beanspruchen, sagt Rosenbaum. Die Zeit der Betreuung im Familienbüro wird von den Mitarbeiterinnen für Sprachspiele oder andere fördernde Beschäftigungen genutzt. „Außerdem lernen die Kinder, schon mal eine Zeit ohne die Mama zu sein. Das macht hinterher die Eingewöhnung im Kindergarten leichter“, sagt Melanie Schenk vom Verein Pädagogische Perspektiven.
Startkapital kam von Leberecht
Aus der Betreuung heraus ergeben sich oft kurze Gespräche mit den Müttern. „Sie erzählen etwa von Einschlafproblemen oder fragen, welches Spielzeug sinnvoll wäre für ihr Kind“, berichtet Schenk. „All das können wir nur machen, weil uns die Leberecht-Stiftung unterstützt“, unterstreicht Aspe Rosenberg. Knapp 60000 Euro als Startkapital für das erste Projektjahr kamen von der Stiftung dieser Zeitung, die neben Kindern mit körperlicher oder geistiger Behinderung auch benachteiligte Kinder fördert. Die Stadt Hattersheim stelle Räume und Personal, „Leberecht finanziert die Angebote“, erläutert Aspe Rosenberg.
Nach der Eröffnung im August wurde auch der Garten rund um das frühere Einfamilienhaus mit genutzt, solange es das Wetter zuließ. „Im Haus haben wir den Sprachkurs gemacht, draußen den Sprachtreff“, sagt Rosenberg. Dass der Bedarf da ist, habe sich gleich gezeigt, berichtet Anika Schulte. „Wir hatten auf Anhieb 27 Mütter hier“. Für neue Kontakte sorgen die kleinen Willkommensgeschenke, die Eltern von Neugeborenen sich abholen können. Auch eine Lernhilfe für Grundschulkinder wurde realisiert. Eine gute Vernetzung mit anderen Einrichtungen für Kinder und Familien ist für die Familienoffensive ein Muss. Mit den nahe gelegenen Kindertagesstätten, der Grundschule, der evangelischen Kirchengemeinde und der Ahmadiyya-Gemeinde sind die Mitarbeiterinnen in Kontakt.
„Mit der Familienoffensive erreichen wir Bildung und Förderung von Anfang an. Und das ist ja der Grundstein für die künftige Entwicklung“, zeigt sich der Erste Stadtrat Karlheinz Spengler stolz auf das Projekt. Klar, dass sich alle Verantwortlichen wünschen, wieder voll durchstarten zu können. Im Moment muss manches wegen Corona noch warten. So hat Rosenberg zwar einen Mitarbeiter gefunden, der ein Vater-Kind-Angebot durchführen würde, unter den aktuellen Bedingungen sei das aber nicht möglich. Die Küche im Haus für gemeinschaftliche Koch- oder Back-Aktionen zu nutzen, falle ebenfalls flach. Doch der Blick geht nach vorn. So wird etwa fürs Frühjahr ein Urban-Gardening- Projekt geplant. Entmutigen durch die aktuelle Situation lässt sich hier niemand. „Dafür ist dieses Projekt einfach viel zu gut“, sagt Aspe Rosenberg.
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