Die Kinder haben einen Heidenspaß mit dem rollstuhltauglichen Karussell auf dem neuen inklusiven Spielplatz im Zoo. FOTO: Michael Faust
Auf dem neuen Zoospielplatz geht es ganz schön rund
Leberecht-Stiftung finanziert barrierefreie Spielgeräte im Grzimek-Camp des Zoos
Frankfurt – Rieke zeigt sich ganz begeistert vom Wackel-Auto in Zebra-Design. Das Beste daran sei, verrät die Vierjährige, „dass man darin hüpfen kann“. Und wirklich, sie und ihre beiden Freunde, die fünfjährige Nele und der dreijährige Jayden, bringen mit ihrem Auf und Ab das Fahrzeug gehörig zum Beben.
Die Jungen und Mädchen aus dem Integrativen Kinderladen der Lebenshilfe in der Heinestraße waren am 24. Januar 2024 die Ersten, die den neuen inklusiven Spielplatz im Frankfurter Zoo testen durften.
Im sogenannten Grzimek-Camp wurde er auf 140 Quadratmetern gebaut, als Ergänzung zu der größeren Anlage gegenüber dem Freigehege der Gorillas.
„Auf dem Spielplatz ist der Januar eher Nebensaison“, erklärte Kulturdezernentin Ina Hartwig. Dennoch finde sie es toll, den Startschuss schon geben zu können, denn Pausen gehörten zum Zoobesuch. „Es ist ein besonderer Spielplatz, der den Spirit der Stadt verkörpert“, so die SPD-Politikerin. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung könnten sich dort zusammen vergnügen. „Barrierefreiheit und Inklusion sind wichtige Aspekte bei der Zooentwicklung und haben auch im Masterplan, den wir aktuell erstellen, einen großen Stellenwert.“
Zoo-Direktorin Christina Geiger gab, bevor das dekorative Sperr-Band gemeinsam aufgezogen wurde, ihrer Freude darüber Ausdruck, dass der Tiergarten nun um eine Attraktion reicher sei, die vor allem die Aufenthaltsqualität von Kindern mit Beeinträchtigung steigere. Während ihr Nachwuchs auf den neuen Geräten spiele, könnten Eltern sich in der Hütte direkt nebenan über das Leben und die Arbeit von Namensgeber Bernhard Grzimek und dessen Engagement für Natur- und Tierschutz informieren.
Spielgeräte für 48 000 Euro
Finanziert hat den Spielplatz die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Presse und ihrer Schwesterzeitungen mit einer Förderung von 48 000 Euro. Beiratsmitglied Astrid Kopp schilderte, wie es dazu kam. 2019 habe eine Mutter aus der Region der Zeitung über Facebook geschrieben, dass ihre Tochter im Kindergartenalter vereinsame, weil sie mit ihrem Rollstuhl nicht mit anderen auf dem Spielplatz spielen könne. Die Idee, Abhilfe zu schaffen, fand im Entscheidungsgremium der Stiftung sofort Anklang.
Seitdem wurden mit den eigenen Mitteln auf acht Spielplätzen in Frankfurt und der Region inklusive Spielgeräte wie Rollstuhl-Karusselle und unterfahrbare Sandtische. In der Fritz-Tarnow-Straße im Dornbusch ist gerade ein weiteres Spielplatzprojekt im Entstehen, ein weiteres auf dem Lohrberg befindet sich in einer ersten Planungsphase.
Das Wackel-Auto ist für alle da – auch für die Oma
Jener im Zoo besteht aus vier verschiedenen neuen Geräten, die alle mehr oder weniger barrierefrei sind. Das Wackel-Auto beispielsweise verfügt über eine ausklappbare Rampe ähnlich der in Bussen, über die ein Rollstuhlfahrer, aber, wie Jörg Birle vom Hersteller Proludic aus Gingen betonte, gegebenenfalls auch „die Großmutter mit ihrem Rollator“, den Innenbereich problemlos entern kann. Dort verhindern, während des spielerischen Lenkens, zwei Schwellen am Boden ein Abrutschen der Hilfsmittel nach hinten.
Beim Rollstuhlkarussell in der Mitte übernimmt ein geschwungenes Geländer die gleiche Funktion. Für Fußgänger, die nicht stehen wollen, gibt es eine Sitzbank, so dass auch hier wieder alle zusammen Spaß haben können.
Besonderen Gefallen fanden die kleinen Premierengäste auch am Fliegenden Teppich, einer großflächigen Nestschaukel, in der sich die Nutzer an dem harten Netz festhalten können, auf dem sie liegen oder sitzen. Gleich vier Mädchen auf einmal kuschelten sich darin zusammen und wollten sich gen Himmel treiben lassen.
Das unbeständige, nasskalte Wetter der vergangenen Tage hat die zusätzliche Sandschicht unterhalb der Spielgeräte aufgewühlt. Der Stürze dämpfende Boden soll davon jedoch noch befreit werden und im finalen Zustand fest genug sein, damit Besucher des Zoos problemlos mit Rollstuhl oder Kinderwagen vom Eingang bis in das Spielauto oder das Karussell gelangen können.
Ein brauner Klammeraffe beobachtete von ganz weit oben auf einem Baum neugierig das Geschehen auf dem Platz, auf dem vorher nur freie Fläche war. Einem ersten Eindruck der Tester nach dürfte er von nun an manch Turbulentes zu sehen bekommen. Nele schmiedete zumindest schon eifrig fantasiereiche Pläne. Das Schöne an dem neuen Auto mit all seinen Armaturen sei, so verriet die Kleine, „dass es einen überall hinbringen kann, wohin es fahren soll“. Katja Sturm
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