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Am Morgen konnte Seine Tollität Jonas I. Ihre Lieblichkeit Sandra I. noch ohne Probleme auf den Arm nehmen. Nachdem die beiden ihre Sammeldose voller Münzen hatten, war das schon ein bisschen schwerer. Gut so, denn jeder Cent, den die Passanten gaben, kommt der Leberecht-Stiftung zugute. Foto: Salome Roessler

Frankfurts Prominenz sammelte bei der traditionellen Freßgass‘-Sammlung der LEBERECHT-Stiftung am ersten Adventswochenende 2019 fleißig für den guten Zweck.

 

Die drängendste und wichtigste Frage des Lebens ist: Was können wir für andere tun?“ Das sagte schon der Bürgerrechtler Martin Luther King. Besonders jetzt vor der Weihnachtszeit fragen sich dies viele Menschen. Eine Antwort darauf hatten am Samstag zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Sie liefen mit laut klappernden Dosen über die Freßgass’, sammelten Spenden für die Leberecht-Stiftung und trotzten, dick eingepackt mit warmen Mänteln, Mützen, Schals und Handschuhen, den kalten Temperaturen um die vier Grad. Damit machten sie sich – wie jedes Jahr am ersten Adventswochenende – für benachteiligte Kinder und Jugendliche dieser Region stark. Und das mit Erfolg: 50113,78 Euro kamen zusammen.

Jeder gespendete Euro kommt den Schützlingen zugute, die die Leberecht-Stiftung auf vielfältige Weise unterstützt. Mal wird für die Kinder therapeutischer Reitunterricht finanziert, mal werden für eine Schule neue Möbel gekauft, mal ein neues behindertengerechtes Spezialfahrrad. Immer geht es darum, den Schützlingen und ihren Familien ein Stück Lebensqualität zu schenken.

Sammeln ist ein „hartes Geschäft“

Da musste der CDU-Fraktionschef im Römer Nils Kößler nicht lange überlegen, ob er diese Aktion unterstützen will. Eifrig lief er die Freßgass’ auf und ab, schwang die Spendendose und bat die Passanten um ein wenig Kleingeld für den guten Zweck. „Das ist ein hartes Geschäft“, urteilte der Neuling in der Leberecht-Familie. Seine Devise: „Alle ansprechen, die mir über den Weg laufen.“ Anfangs habe er noch überlegt, bei wem er gute und eher schlechte Chancen habe, eine Spende zu bekommen. „Aber man liegt oft daneben.“ Dennoch ist er am Ende seines Einsatzes zufrieden mit dem Ergebnis. Die Dose war prall gefüllt mit Scheinen und Münzen.

Neben Nils Kößler waren in diesem Jahr auch der IHK-Vizepräsident Frank Nagel sowie Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, das erste Mal für die Leberecht-Stiftung im Einsatz. Die beiden sammelten aber nicht nur Spenden, sie bekamen gleich eine verantwortungsvolle Aufgabe zugeteilt. Sie unterstützten die Juniorköche von Andreas Eggenwirth beim Backen der Reibeplätzchen, die sie zusammen mit Apfelmus den hungrigen Passanten servierten – gegen eine kleine Spende versteht sich. Da spritze das Öl in der großen Pfanne ziemlich. Das schreckte die prominenten Köche aber nicht ab. Wobei Franziska Nori zugeben musste: „Ich esse eigentlich lieber.“ So köstlich wie die Kartoffelpuffer rochen, musste sie natürlich auch gleich probieren. „Sie sind sehr lecker“, so Nori. „Die Kinder machen einen tollen Job.“ Da konnte Frank Nagel nicht widersprechen. Er fand aber auch für die Leberecht-Stiftung nur lobende Worte. „Sie ist eine ganz wichtige Institution in unserer Stadt“, sagte Nagel. „Für mich gehört es zum bürgerlichen Selbstverständnis, Leberecht zu unterstützen.“

Kindern helfen, die nicht auf der Sonnenseite stehen

Schon seit vielen Jahren zur Leberecht-Familie gehört die Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen (SPD), die nicht oft genug betonen kann, wie toll sie die Stiftung findet. „Hier wird den Kindern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, geholfen.“ Auch Kerry Reddington von der kommunalen Ausländervertretun zeigte sich begeistert. „Hier wird ehrliches Ehrenamt gemacht“, sagte er. „Alles ist transparent und man sieht,wo das Geld ankommt.“

Die Leberecht-Stiftung gibt es seit 70 Jahren. Sie wurde im Dezember 1949 von Redakteuren der Frankfurter NeuenPpresse gegründet. In einer kleinen Anzeige wurde um Plätzchen und Geschenke für bedürftige Kinder und ihre Familien gebeten. Tausende Päckchen gingen in der Redaktion ein. Aus dieser Aktion heraus ist die Stiftung und später dann, ab 1982, die große Sammlung auf der Freßgass’ entstanden.

Namensgeber der Stiftung war übrigens eine Kunstfigur. Von 1951 an erschienen unter dem Pseudonym Leberecht (Lebe recht!) Glossen, in denen der Autor Randerscheinungen des städtischen Lebens kommentierte.

Prominente, Helfer und Sponsoren unterstützen

Jahr für Jahr wird die Sammlung auf der Freßgass’ nicht nur von zahlreichen Prominenten unterstützt, sondern auch von vielen Helfern und Sponsoren, die immer wieder neue Ideen haben, daraus besonders viele Euros werden zu lassen. So schickte Hitradio FFH seine besten Moderatoren und sogar den neuen Chef Marco Maier, um die Passanten zum
Spenden zu animieren. Die Binding-Brauerei kredenzte frisch gezapftes Leberecht-Bier. Das Team von der Metzgerei Waibel grillte Würstchen. Von der Bäckerei Eifler gab es Brezeln, von Rapps’ Apfel-Glühwein, vom Caterer
Maingau Erbsensuppe und von Andreas Hebeis Kaffeespezialitäten. Monika Eiserloh brachte gebrannte Mandeln vom Weihnachtsmarkt vorbei. Die Schüler und Lehrer der Hermann-Herzog- und der Viktor-Frankl-Schule, der Schule am Sommerhoffpark und der Weißfrauenschule hatten handgefertigte Geschenke dabei.

Erstmals konnten sich Kinder mit Glitzertattoos von Colori verzieren lassen. Schnellzeichner Fredo Schüssler fertigte Porträts an und die Cheerleader von „Monstercheer“ gaben ihr Können zum Besten. Es wurde musiziert und viel gelacht.

Für den FDP-Stadtverordneten Stefan von Wangenheim ist die Leberecht-Sammlung ein Pflichttermin im Kalender. „Mit diesem Termin beginnt für mich traditionell die Weihnachtszeit.“ Für ihn „ein Meilenstein“ im Jahr. „Jetzt kommt man zur Ruhe, man blickt vor und zurück. Es ist einfach eine schöne Zeit.“ Nach vier Stunden auf der Freßgass’ und einem unermüdlichen Einsatz hatten die Helfer und Sammler zwar kalte Hände, Füße und eine rote Nase, aber auch ein strahlendes Lächeln auf den Lippen.

Julia Lorenz

 

 

 

Eine stolze Spendensumme kommt bei der Gala „Kleider machen Leute“ zusammen. Darüber freuen sich (von links) Bernd Ottensmann, Moderatorin Evren Gezer, Sven Müller, Astrid Kopp, Oliver Gundl, Peter Strauch, Bianca Haag und Stephan Görner. Foto:  Enrico Sauda

Anerkennung, Wertschätzung und Respekt gegenüber Menschen und deren Berufen: Darum geht es den drei Machern der Initiative „Kleider machen Leute“. Am 2. November steigt die Charity-Gala im Kempinski in Gravenbruch wieder – gespendet wird im Anschluss an LEBERECHT.

 

Maßschneider Stephan Görner, Medien-Experte Sven Müller und Fotograf Daniel Baldus setzen Menschen mit außergewöhnlichen Berufen, ohne die eine Stadt nicht funktionieren würde, ins richtige Licht – und rücken sie somit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Denn dabei handelt es sich nicht um Frauen und Männer, die bei ihren Jobs Anzüge tragen, sondern Arbeitskluft überziehen.

Für „Kleider machen Leute“ schlüpfen sie aber in feinen Zwirn – den ihnen Stephan Görner spendiert. Und nicht nur fürs Foto, denn die Klamotten dürfen die Fotomodels behalten. Und sie zeigen sie auch live auf dem Laufsteg. Die drei Macher feiern seit 2015 (Baldus allerdings erst seit vergangenem Jahr. Er löste den Fotografen Nikita Kulikov ab) groß und großzügig.

Feuerwehrfrau wird zum Model

Diesmal steigt die Sause am 2. November. In der Nobelherberge Kempinski in Gravenbruch werden die neu Eingekleideten bei der Charity-Gala „Kleider machen Leute“ den 300 Ballgästen vorgestellt. Zu den Models gehört auch Katrin Rebell. Die 31-Jährige ist Einsatzleiterin bei der Freiwilligen Feuerwehr in Heusenstamm und die erste Frau in einer Wehrführung im Landkreis Offenbach. Retten, löschen, bergen: Das liegt ihr im Blut, denn auch ihr Vater und ihr Bruder sind bei den Blauröcken. Selbst ihr Freund Mario ist ein Floriansjünger. Für „Kleider machen Leute“ tauschte die Zugführerin ihre schwere, feuerfeste Uniform gegen ein Paisley-Kostüm, einen farbenfrohen Zweireiher aus Samt.

„Wir möchten zeigen, dass es viele Bürgerinnen und Bürger gibt, die neben ihrem Beruf, noch ehrenamtlich tätig sind. Gerade bei der Freiwilligen Feuerwehr ist es wichtig, dass dieses Ehrenamt gewürdigt wird und in Ruhe ausgeübt werden kann“, sagt Schneider Görner. In jüngster Zeit käme es immer wieder zu Übergriffen gegen Rettungssanitäter, Polizisten oder die Feuerwehrleute. „Unverständlich, wie man die Helfer bei ihrem Einsatz für in Not geratene Menschen stören oder behindern kann“, findet Sven Müller.

Bereits 120 000 Euro für LEBERECHT gespendet

Für Katrin Rebell ist ein weiterer Aspekt wichtig: „Wir tragen unsere Uniform mit Stolz. Und ich möchte noch mehr Frauen ermutigen, für dieses spannende Hobby Rock und Hosenanzug in Hitzeschutzanzug und Flammschutzhaube zu tauschen.“ Schon mehr als 120 000 Euro wurden dank der Veranstaltungen die Leberecht Stiftung und damit für hilfsbedürftige Kinder und deren Familien gespendet. Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Ballbesucher. Eintrittskarten kosten 250 Euro – einschließlich Drei-Gang-Candlelight-Dinner, alle Getränke des Abends und Showprogramm. Die Amateurmodels in ihren schicken Stephan- Görner-Kreationen stolzieren nicht alleine über den Laufsteg, sondern werden von prominenten Mitläufern begleitet.

In diesem Jahr sind es: Handballlegende Heiner Brand und der ehemalige Box-Weltmeister Sven Ottke. Dritter im Bund wird Moderator Kena Amoa sein. Bekannt ist er, weil er durch „Exclusiv – Das Starmagazin“ bei RTL führt, wo er seit 2007 als Co-Moderator vor der Kamera steht und fester Bestandteil des Teams um Frauke Ludowig ist. Neben der Modenschau, gutem Essen, erlesenen Weinen und Tanzmusik erwartet die Gäste ein stimmungsvolles Programm mit Entertainer Joe Whitney.

Enrico Sauda