Zufrieden sitzen Layana und Lina auf Zeder. Daniela Herrmann, Stellvertretende Vorsitzende der RSG Wiesenhof, und Leberecht-Vertreterin Sandra Schäfer, die „Efenia“ halten, sowie RSG-Vorsitzende Katrin Förster und Therapeutin Gabriela Conrad freuen sich, dass die Pferde angeschafft werden konnten. Foto: Nietner

Völlig ruhig und entspannt trabt Zeder durch die große Reithalle auf dem Wiesenhof. Im Sattel wippen die sechsjährige Layana und ihre acht Jahre alte Schwester Lina – beide Mädchen strahlen. Die Geschwister auf dem Rücken der Stute wirken genauso entspannt wie Zeder selbst. Für Reittherapeutin Gabriela Conrad ist diese Situation der Idealfall. Nicht immer läuft jedoch alles im Therapeutischen Reiten so reibungslos, wie an diesem Abend. Schwierige Persönlichkeiten und Verhaltensweisen sind unter Therapieteilnehmern keine Seltenheit. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich die Übungsleiter restlos auf ihre Vierbeiner verlassen können.

„Diese Pferde gehen mit den Patienten durchs Feuer“, betont Daniela Herrmann, Stellvertretende Vorsitzende der Reitsportgruppe (RSG) Eddersheim. Es gebe deshalb kaum etwas Schwierigeres, als geeignete Therapiepferde zu finden. Der RSG ist dieses Kunststück in den vergangenen Monaten dennoch gelungen. Mit finanzieller Unterstützung der Leberecht-Stiftung dieser Zeitung erwarb der Verein die beiden Stuten Zeder und Efenia. Die Stiftung stellt der RSG einen Betrag von 7500 Euro zur Verfügung, der die Kosten für die Neuanschaffungen abdeckt.

Efenia wurde im Jahr 2009 geboren und wird seit Oktober 2015 auf dem Wiesenhof zum Therapiepferd ausgebildet. Zeder erblickte im Jahr 2004 das Licht der Welt und gehört seit Januar zum Bestand der Reittiere der RSG. Die Pferde lösen die beiden Vorgänger Sunny Boy und Cheyenne ab. Die RSG will insgesamt zwölf Pferde in ihrem Schulbetrieb einsetzen, sagt Vorsitzende Katrin Förster.

 

Reiten gegen Angst

Im Therapeutischen Reiten gehe es darum, die Konzentration und Wahrnehmung der Teilnehmer zu schulen, erklärt Reittherapeutin Gabriele Conrad, die seit 15 Jahren mit Kindern und Pferden arbeitet. Sie behandelt Menschen, die unter ADHS, großen Ängsten und anderen Verhaltensauffälligkeiten leiden. Der Kontakt zu den Pferden hat, aus ihrer Sicht, einen entscheidenden Vorteil: „Kinder empfinden das nicht unbedingt als Therapie“, beschreibt Gabriele Conrad die Wahrnehmung der Teilnehmer in ihren Übungsstunden.

Für die Kinder sei es vor allem wichtig, dass sie reiten dürfen. Mit einem großen Tier umzugehen und von ihm getragen zu werden, fördere aber gleichzeitig das Selbstbewusstsein.

 

Kopfarbeit für die Pferde

Die Pferde müssen vor ihrem Einsatz in der Therapie langsam an die besonderen Anforderungen gewöhnt werden. „Die müssen ziemlich cool sein“, sagt Gabriele Conrad. Die Therapie sei „eine wahnsinnige Kopfarbeit“ für die Pferde, erklärt Daniela Herrmann. Eine halbe Stunde in diesem Bereich sei viel anstrengender als eine gewöhnliche Reitstunde. So könne es beispielsweise vorkommen, dass sich Teilnehmer verkrampfen und die Beine in die Seite des Pferdes bohren. Die Tiere dürfen in solchen Momenten keine Angst zeigen. „Das kann man als Reitlehrer vorab gar nicht alles üben“, erklärt Daniela Herrmann. Vieles hänge vom Charakter der Tiere ab, sagt Katrin Förster. Im Winter, wenn die Muskeln vor dem Training noch kalt sind, zeige sich meist das Gemüt der Therapiepferde. 

Die gute Nachricht: Sowohl Zeder als auch Efenia seien bisher sehr ruhig, berichtet die Vorsitzende. Zeder wird bereits im Therapiebetrieb eingesetzt, Efenia ist noch in der Ausbildung. Katrin Förster und Daniela Herrmann hoffen, dass sie in einem halben Jahr ebenfalls bereit sein wird.

VON SASCHA KRÖNER