Leberecht-Stiftung finanziert Aufstiegshilfe für Physiotherapie auf dem Birkenhof
Der 14 Jahre alte Kai Koch hat von Geburt an Tetraspastik. Seine Muskulatur ist aufgrund seiner Krankheit ständig verspannt. Entspannung findet er bei der Physiotherapie mit dem Pferd auf dem LernOrt Birkenhof.
Klaudia Stock holt den Rollstuhl aus dem Auto und stellt ihn auf, dann schnallt sie ihren Neffen Kai Koch ab und hebt ihn aus dem Auto. „Kann mir mal jemand helfen?“ Schnell sind helfende Hände da. Gemeinsam wird Kai vorsichtig in den Rollstuhl gesetzt. Der Kopf des 14-Jährigen rutscht dabei seitlich aus der Kopfstütze.
Sofort hilft ihm seine Tante wieder in die richtige Position, damit er es einigermaßen gemütlich hat, denn alleine kann er seine Beine und Arme nicht kontrollieren. „Kai hat eine angeborene Tetraspastik. Er kann seine Arme und Beine nicht bewegen. Sie sind total verkrampft. Sehen Sie? Alles ist komplett verhärtet“, erklärt sie.
Die Hippo Theraprie
Linderung erfährt der 14-Jährige für eine Weile bei der Physiotherapie mit dem Pferd (Bobath und Hippo Therapie) auf dem LernOrt Birkenhof in Egelsbach. Es ist total idyllisch dort, wilder Mohn setzt farbige Tupfer in der Natur. Der gemeinnützige Verein wurde im Jahr 2015 gegründet und seither kommt Kai alle zwei Wochen zu der halbstündigen Therapie – heute mit Fee. Die Stute steht ganz still vor Kai, Ergotherapeutin Kirsten Schulze redet beruhigend auf den Jungen ein und führt seine rechte Hand zu Fee. Die lässt sich in Ruhe streicheln und bewegt ab und zu den Kopf zu Kai.
Nach einer Zeit der Eingewöhnung und der Momente, wo der Jugendliche die Körperwärme des Tieres spüren konnte, rollt ihn Schulze zur Aufstiegshilfe. Der neue Stolz des Vereins. „Und eine große Erleichterung“, erklärt Schulze. „Früher haben wir Kai aus dem Stand heraus auf das Pferd gehoben. Aber dank der Aufstiegshilfe, die die Leberecht-Stiftung uns finanziert hat, ist es viel einfacher. Sie macht einen großen Unterschied bei der Arbeit aus“, betont Schulze.
Im Januar habe sie einen Antrag bei der Leberecht-Stiftung gestellt. „Im Mai konnten wie die Aufstiegshilfe bereits in Betrieb nehmen.“ Sie und die anderen Ehrenamtlichen seien sehr dankbar für diese Maßanfertigung, die rund 6500 Euro gekostet hat und die ihre Arbeit um einiges erleichtere. Denn der Verein ist zur Finanzierung seiner Arbeit auf Spenden angewiesen.
Zur Förderung der Motorik
Fee steht mittlerweile vor der silberfarbenen Aufstiegshilfe und Schulze und Kais Tante heben den Jungen bäuchlings quer auf die Stute. Langsam geht es dann im Schritt auf das Reitgelände. Die Therapie sei Krankengymnastik auf dem Pferd, erklärt Schulze. Sie fördere die Motorik und dabei helfe auch die Körperwärme des Pferdes. Dabei „wird der gleichmäßige Schrittrhythmus des Pferdes ausgenutzt, durch welchen rhythmische dreidimensionale Impulse (ähnlich dem Gangmuster des Menschen) auf den Patienten übertragen werden. Hierdurch und durch die verstärkenden Impulse, die der Therapeut setzt, wird im Rumpf eine Tonuserhöhung erreicht. Das hat eine Stabilisierung des Rumpfes und eine deutliche Verbesserung der Kopfkontrolle zur Folge“, heißt es auf der Homepage des Vereins.
Und bereits nach kurzer Zeit entspannt sich Kai sichtlich. Der gleichmäßige Gang von Fee scheint ihn zu beruhigen. Der Jugendliche dreht sich auch mal – stets stehen Kirsten Schulze, Klaudia Stock und Cathy Schütz, Ergotherapeutin und reittherapeutische Assistentin, bereit, damit Kai auch sicher auf dem Rücken von Fee liegt. Sie reden viel mit dem 14-Jährigen, es wird viel gescherzt. Seine Beine werden mal von Schulze angewinkelt und dann wieder in die Ausgangslage gebracht. Und ganz plötzlich lacht Kai strahlend über das ganze Gesicht.
Von Nayoung Lee-Quell