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(v.l.) Die Leiterin der Klinik, Dr. Claudia Müller-Eising und Physiotherapeut Felix Gaus freuen sich mit Susann Evers über die Erfolge des gerade 12 Jahre alt gewordenen Joshuas. Foto: Andreas Burger

Schicksalsschläge, die eine Familie erwischen, sind immer nur so schlimm, wie es Betroffene am Ende zulassen, wie sie damit umgehen, wie sie die Zukunft trotz des psychischen Aufpralls gestalten. Eine Familie, die nach einem schweren Unglück wieder auf den Beinen steht, ist die Usinger Familie von Joshua, der durch einen Unfall mit neurologischen Schäden zurechtkommen muss. Und will. Und nun auf einem guten Weg ist, vor allem, weil die Familie den Schritt gewagt hat und die Leberecht-Stiftung um Hilfe bat. Denn Therapien sind teuer, und die Kasse ist nicht gewillt, im Neuroneum Bad Homburg die erfolgreiche Arbeit zu bezahlen.

Es war 2009, als der damals zweijährige Joshua im Urlaub in eine im Boden versteckte Regentonne fiel, danach reanimiert werden musste, sein Gehirn aber bereits Schäden davongetragen hatte. Lange war der Junge in der Früh-Rehabilitation, bevor ihn die Familie nach Hause holen konnte.

Tolle Fortschritte durch Neuroneum

Am Mittwoch ist Joshua zwölf Jahre alt geworden. Bereits mit vielen Therapien und anderen Hilfen in den vergangenen Jahren versehen, fand die Mutter für den Jungen vor knapp zwei Jahren Zugang zum Neuroneum. Das neurologische Rehabilitationszentrum hat sich auf eine ambulante therapeutische Nachsorge von Schädel-Hirn-Verletzten spezialisiert. Übrigens die einzige ambulante Einrichtung im Rhein-Main-Gebiet. Nur: Die Krankenkasse lehnt diese Therapie ab. Physiotherapie – ja. Neuroneum – nein. Aber was Joshua in nur einem Therapiedurchgang an Fortschritten gemacht hat, ist phänomenal.

Joshua kann nicht selbstständig laufen, seine Motorik ist in allen Bereich durch die neurologische Schädigung schwer eingeschränkt. Das Nervensystem hat sozusagen Schaltkreisstörungen. Und damit ist auch das Sprechen nicht möglich, Seine Mutter versteht aber die Laute bereits bestens.

Der Zustand des gerade zwölf Jahre alt gewordenen Jungen ist nicht in Stein gemeißelt. Im Neuroneum erhält er im Lokomat Pro, einem robotergesteuerten Gerät, eine Hilfe, die Gehfähigkeit zu trainieren. Es macht ihm Spaß, in jeder der Behandlungen einen kleinen Schritt weiter zu kommen.

Endlich wieder mehr Mobilität

 Derzeit sind es 2000 Schritte, die es in einer Trainingseinheit zu bewältigen gilt. Auch Zuhause hat er eine Art Gehhilfe – und will gar nicht mehr ins Haus, seit er die Mobilität wiederentdeckt hat. Selbstständig geht’s noch nicht. Aber sowohl die Gründerin von Neuroneum, Dr. Claudia Müller-Eising, als auch Physiotherapeut Felix Gaus sehen gute Chancen, dass Joshua irgendwann mit einer deutlich besseren Motorik unterwegs ist.

Denn die Folgen der neurologischen Schädigung sind abzumildern, der Zustand kann sich verbessern. Geistig, das ist deutlich zu sehen, hat der Junge das Grundproblem, dass die Motorik nicht mitspielt, um Sätze zu formulieren. Beim Training wird er durch eine Art Video-Spiel animiert, sich mehr anzustrengen. Wenn die Figur dann nur bei Höchstleistungen lacht, dann blitzen die Augen. Das Gehirn lernt oder gewinnt wieder den Zugriff auf verlorengegangene Funktionen.

Wieder Hoffnung durch neue Therapieform

 Die Eltern setzen viel Hoffnung in die Therapie. Die Kasse nicht, denn sie hat alle Anträge abgelehnt. Also wandte sich die Familie in ihrer Not an die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Presse, zu deren Regionalausgaben die Taunus Zeitung gehört.. Bereits im vergangenen Jahr hat der Junge eine Therapie-Runde bezahlt bekommen, in diesem Jahr die zweite.

Bemerkenswert ist, wie die Familie mit dem Schlag umgeht. Auch der inzwischen erwachsene Sohn wohnt noch bei den Eltern und ist immer für seinen Bruder da, bietet den Eltern Auszeiten. Und Pausen sind wichtig, denn sie bringen neue Kräfte für den Einsatz beim Zwölfjährigen zurück. Bis Joshua, der kleine Kämpfer, irgendwann gewonnen hat.